Ausgabe Juli 2023

Verbannte Bücher: Der Kulturkampf der US-Rechten

Eine Englischlehrerin hält ein Exemplar von »Maus«, ein in ihrem Schulbezirk verbotenes Buch, in den Händen, Parrish, Florida, USA, 17.5.2023 (IMAGO / ZUMA Wire / Jefferee Woo)

Bild: Eine Englischlehrerin hält ein Exemplar von »Maus«, ein in ihrem Schulbezirk verbotenes Buch, in den Händen, Parrish, Florida, USA, 17.5.2023 (IMAGO / ZUMA Wire / Jefferee Woo)

Unsere Gruppe wurde als Book Banners bezeichnet, was offenkundig falsch ist. Wir wollen keine Bücher verbrennen oder sie aus dem Verkehr ziehen. [...] Wir fordern lediglich, dass explizit sexuelles, vulgäres und/oder obszönes Material in unseren öffentlichen Schulen nicht verfügbar ist, wo die Eltern weniger Kontrolle darüber haben, was ihre Kinder lesen können.“[1] So verteidigt sich die Organisation Moms for Liberty in einem mehr als hundertseitigen Dokument – und so klingen zahlreiche der Organisationen und Aktivist:innen, die sich „Elternrechte“ auf die Fahnen geschrieben haben und in den USA derzeit dafür sorgen, dass Bücher aus den Regalen von Schulbibliotheken entfernt oder ganz aus dem Curriculum einzelner Bundesstaaten verbannt werden.

Es handelt sich dabei nicht um Einzelfälle. Die Autor:innen-Vereinigung PEN America hat allein in der ersten Hälfte des aktuellen Schuljahres 1477 Fälle von Buchverboten gezählt – ein Anstieg um 28 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr im vorigen Schuljahr.[2] Ziele der Zensoren sind sowohl Bücher für junge Erwachsene, als auch Bilderbücher für jüngere Kinder.

»Blätter«-Ausgabe 7/2023

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