
Bild: Teilnehmer einer Anti-Regierungs-Demonstration in Nairobi, Kenia, 25.6.2024 (IMAGO / ZUMA Press Wire / Katie G. Nelson)
In Kenia ist nach einer wochenlangen Welle von Protesten eine angespannte Ruhe eingekehrt. Zwar rufen überwiegend junge Menschen noch immer in regelmäßigen Abständen zu friedlichen Demonstrationen gegen die Regierung auf, bringen aber keine vergleichbaren Massen mehr auf die Straße wie im Juni und Juli. Trotzdem markieren die Proteste der vergangenen Wochen und Monate für die politische Lage in Kenia einen Einschnitt, vielleicht einen Wendepunkt. Sie werden die weitere Entwicklung prägen: Endlich fordert die Bevölkerung von ihrer Regierung Rechenschaft über die staatlichen Ausgaben, fragt nach der Herkunft des Reichtums der Politiker:innen, verlangt eine wenigstens halbwegs akzeptable Qualität staatlicher Dienstleistungen.
Seit William Ruto im September 2022 das höchste kenianische Staats-amt übernahm, erlegt die Regierung den Bürgerinnen und Bürgern immer neue Steuern und Abgaben auf, um die desolaten Staatsfinanzen zu sanieren. Dabei hat Präsident Ruto seinen äußerst knappen Wahlsieg nicht zuletzt aufgrund seines Versprechens errungen, sich vor allem für die 80 Prozent der Bevölkerung einzusetzen, die ihr Geld im informellen Sektor verdienen. Deren Einkommen ist unvorhersehbar, die Familien leben meist von der Hand in den Mund.