Ausgabe Februar 2025

Der große Umsturz: Syrien und der neue Nahe Osten

Ein Syrer feiert den Sturz Assads auf dem Saadallah al-Jabiri-Platz in Aleppo, 13.12.2024 (Juma Mohammad / IMAGO / ZUMA Press Wire)

Bild: Ein Syrer feiert den Sturz Assads auf dem Saadallah al-Jabiri-Platz in Aleppo, 13.12.2024 (Juma Mohammad / IMAGO / ZUMA Press Wire)

Der Sieg der syrischen Revolution Ende 2024 stellt die Weichen für den Nahen Osten neu. 13 Jahre nach den ersten Protesten gegen das Regime Baschar al-Assads floh der Diktator im Dezember aus Damaskus nach Moskau; selbst seine engsten Vertrauten ließ er im Stich. Für die Region bedeutet der Umsturz in Syrien eine Zeitenwende, vergleichbar mit dem Sturz Schah Mohammad Reza Pahlavis und der Rückkehr Ajatollah Ruholla Chomeinis nach Teheran 1979 – Ausgang ungewiss. Nach mehr als fünfzig Jahren Baath-Herrschaft jedenfalls bietet sich die Gelegenheit, dass das Gründungsmitglied der Arabischen Liga wieder eine konstruktive Rolle einnimmt, nicht wie in Vergangenheit die einer Besatzungsmacht und als Sponsor terroristischer Gruppen. 

Auf vier Jahre veranschlagt der neue Machthaber, der Ex-Al-Qaida-Kämpfer Ahmed al-Scharaa, den Übergangsprozess, ehe eine Verfassung verabschiedet und landesweite Wahlen abgehalten werden könnten. Inwieweit es der für März einberufenen Nationalen Konferenz für Syrien gelingt, tatsächlich alle ethnischen und konfessionellen Gruppen einzubeziehen, wird über den weiteren Verlauf der Post-Assad-Ära entscheiden. Diese Weichen richtig zu stellen, ist auch das Ziel der europäischen Syrienpolitik.

»Blätter«-Ausgabe 2/2025

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (12.00€)
Druckausgabe kaufen (12.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza und die Ära der Straflosigkeit

von Seyla Benhabib

Künftige Historikerinnen und Historiker, die auf den Israel-Gaza-Konflikt zurückblicken, werden möglicherweise erkennen, dass dieser Konflikt an der Schnittstelle dreier Entwicklungen steht, die gemeinsam das Koordinatensystem der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten internationalen Institutionen völlig verschoben und eine neue Ära eingeläutet haben.

Israel in der dekolonialen Matrix

von Eva Illouz

Manchmal kommt es auf der Weltbühne zu Ereignissen, die unmittelbar einen grundlegenden Bruch markieren. Der 7. Oktober 2023 war ein solches Ereignis. Die Hamas verübte Verbrechen gegen die Menschlichkeit, indem sie fast 1200 Israelis ermordete.

Eine mörderische Sackgasse

von Wolfgang Kraushaar

Wer seit dem 7. Oktober 2023 von Deutschland aus die Nachrichten zum Nahen Osten fortlaufend verfolgt, der steht vor einem quälenden Problem. Die Tag für Tag eintreffenden Informationen, Bilder und Videosequenzen sind so unerträglich geworden, dass man nahezu unausweichlich in eine moralische Zwangslage zu geraten droht.