Ausgabe August 2025

Die Rückkehr des Besatzers

Vom Hitler-Stalin-Pakt zum Krieg in der Ukraine

Mit schwerem Gerät verlegt Estland ein Sowjetpanzer-Monument in der estnisch-russischen Grenzstadt Narva, 16.8.2022 (IMAGO / Scanpix)

Bild: Mit schwerem Gerät verlegt Estland ein Sowjetpanzer-Monument in der estnisch-russischen Grenzstadt Narva, 16.8.2022 (IMAGO / Scanpix)

Ist die Invasion der Ukraine der Krieg von Wladimir Putin – oder von Russland? Wer trägt Schuld an dem Blutvergießen: vor allem der Kreml oder auch die Gesellschaft, die dieses Regime stützt oder zumindest toleriert? Wie tief verankert ist der Imperialismus in der russischen Geschichte und Kultur, welche Traditionen gilt es daher zu hinterfragen? Darüber wird nicht zuletzt in der russischen Exilopposition gestritten – auch mit Blick auf die persönliche Verantwortung der Oppositionellen. Eine wichtige Stimme in dieser Debatte ist der Schriftsteller Sergej Lebedew, der sich seit Langem der verdrängten Vergangenheit seines Landes widmet. Sein nachfolgender Beitrag basiert auf einem Vortrag, den er am am 17. Mai im Rahmen der Helsinki Debate on Europe gehalten hat. Übersetzung: Steffen Vogel.

Vor fünfzig Jahren, am 1. August 1975, wurde mit der Unterzeichnung des Abkommens von Helsinki die Unverletzlichkeit der nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Grenzen anerkannt. Wie wir wissen, dauerte die Ordnung von Helsinki etwa fünfzehn Jahre. Die Sowjetunion hörte auf zu existieren, und die Länder Ost- und Mitteleuropas fanden ihren Weg zu Freiheit und Eigenstaatlichkeit. Was wie das Ende der Geschichte aussah, hat sich nun in die Rückkehr der Geschichte in ihrer brutalsten Form verwandelt: durch Russlands militärischer Aggression gegen die Ukraine, die russische Besatzung von Teilen des Landes und Moskaus Anspruch auf regionale Vorherrschaft.

»Blätter«-Ausgabe 8/2025

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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