Ausgabe Januar 2003

Brasilien auf Linkskurs?

Mit dem früheren Schuhputzer und Gewerkschaftsführer Luiz Inacio Lula da Silva wird erstmals ein Sozialist das Amt als Staatschef Brasiliens antreten. Mit seiner Wahl verknüpfen sich Hoffnungen weit über das Land hinaus: Ist die Regierung in ihrem Vorhaben erfolgreich, wird Brasilien zumWegweiser für Schwellenländer, die sich in einer ähnlich krisenhaften Lage befinden. Darüber hinaus stellt die neue Regierung eine Zäsur der lateinamerikanischen Politiklandschaft dar. In Brasilien hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine politische Konstellation herausgebildet, die die Umsetzung innovativer politischer Ansätze begünstigt.

Nach ihrer Gründung 1980 profilierte sich Lulas Arbeiterpartei (Partido dos Trabalhadores – PT) im Eintreten gegen die Militärdiktatur und für Demokratie; später prangerte sie immer wieder die dramatischen sozialen Folgen der „konservativen” Modernisierung an. Dieses Profil als radikale Opposition in der brasilianischen Parteilandschaft verdankt die PT ihrer sozialen Basis, zu der nicht nur die seit der Parteigründung miteinbezogenen Gewerkschaftler und die Basisgemeinden der katholischen Kirche zählen, sondern auch Studenten, Linksintellektuelle und neue soziale Bewegungen, die sich im Rahmen der Demokratisierung herausbildeten.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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