Ausgabe April 2007

Universalismus, Selbsthass oder jüdischer Antisemitismus

Der Streit um die richtige Solidarität mit Israel

Mehr als einhundert Jahre nach den ersten jüdischen Siedlungsversuchen im osmanischen Millyet Falestin, bald sechzig Jahre nach der Gründung des Staates Israel und nun bald vierzig Jahre nach der Eroberung der Westbank durch Israel scheint der Palästinakonflikt einer Lösung ferner zu sein denn je. Beides, die aussichtslose aktuelle Lage wie der im symbolischen Gedächtnis auffallend präsente Konflikt, führen nicht nur in der Weltöffentlichkeit, sondern auch innerhalb des Judentums zu heftigen, in letzter Zeit zunehmend gereizteren Debatten. Um sich über die Bedeutung dieser vor allem in den USA und Großbritannien, kaum in Frankreich und noch weniger in Deutschland geführten Diskussionen klar zu werden, ist es unerlässlich, eine Verständigung über das, was der Begriff „Judentum“ bezeichnen soll, herbeizuführen.

Die auf der Hebräischen Bibel beruhende, in der späten Antike kodifizierte jüdische, die rabbinische Religion unterscheidet sich als Religion von Christentum und Islam dadurch, dass man ihr auf jeden Fall durch Geburt angehört oder aber durch Übertritt angehören kann. Dabei geht es tatsächlich um die Geburt: als Jüdin oder Jude gilt nach rabbinischem, nach halachischem Recht, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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