Ausgabe Oktober 2007

Die Ikonisierung Stauffenbergs

Stefan George, Karl Wolfskehl und das Geheime Deutschland

In Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ berichtet der Erzähler, Serenus Zeitblom, über einen Zirkel völkischer Dunkelmänner, Professoren und Künstler, die sich im München der 20er Jahre treffen, um beifällig den Fortschrittsideen des späten 19. Jahrhunderts den Abschied zu geben. Dabei erweist sich die Grundstimmung dieses Zirkels als Haltung der Affirmation. Sie findet ihren Ausdruck in den wiederholten Ausrufen eines sich prophetisch gebarenden Dichters, der seine Beifallskundgebungen immer wieder in dem Ausruf „Jawohl, man kann es sagen, jawohl…“ gipfeln lässt, wie auch in dem stereotypen, hessisch getönten Kommentar des Gastgebers zu den obskuren Mitteilungen seiner Gäste: „des is’ scho’ enorm wischtisch“.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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von Meron Mendel

Als die Hamas am 7. Oktober 2023 Israel überfiel und anschließend der Krieg der Netanjahu-Regierung in Gaza begann, fragten mich viele nach der Position eines Mannes – nach der Micha Brumliks. Doch zu diesem Zeitpunkt war Micha bereits schwer krank. Am 10. November ist er in Berlin gestorben.