Der Vormarsch der radikal-sunnitisch-islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und (Groß-)Syrien“ (ISIS) treibt nicht nur den bereits existierenden Zerfallsprozess des Irak und die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten voran, sondern gefährdet die gesamte nahöstliche Region. Er könnte einen Flächenbrand und damit einen regionalen Krieg im Nahen Osten auslösen. Seit Jahresbeginn kontrolliert ISIS die Stadt Falludscha und Teile der Provinz Anbar westlich von Bagdad. Nahezu ungehindert nahm sie die zweitgrößte irakische Stadt Mossul und weitere Städte ein und attackierte die größte Ölraffinerie des Landes in Baidschi, rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad. Nun versucht sie mit aller Gewalt, zur Hauptstadt vorzudringen. Unterstützt werden die Islamisten dabei von anderen sunnitischen Gruppen, darunter Anhänger des ehemaligen Baath-Regimes von Saddam Hussein. Zwar gelang es dem irakischen Militär, den Angriff der ISIS auf Bagdad vorerst aufzuhalten. Doch die jüngsten Eroberungen bringen ISIS ihrem Ziel näher, die von ihr kontrollierten Gebiete im Irak und in Syrien miteinander zu verbinden. Bereits Ende Juni rief ISIS hier ein islamisches Kalifat aus, zu dessen Oberhaupt sie ihren Anführer Abu Bakr al-Baghdadi ernannte. Zugleich änderte sie ihren Namen in Islamischer Staat (IS).
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.