Ausgabe Juni 2014

Ukraine: Revolution und Revanche

Die Revolution in der Ukraine und die darauf folgende russische Revanche – die Einverleibung der Krim in die Russische Föderation wie die anhaltende Destabilisierung der Ostukraine – haben eine schwere Krise in den internationalen Beziehungen ausgelöst. In Krisen bricht eine alte Ordnung zusammen und eine neue schafft sich Bahn, das gilt für das ukrainische Regierungssystem wie für die europäische Sicherheitspolitik. Der russische Präsident Wladimir Putin hat wiederum eindrücklich demonstriert, dass autoritäre Herrschaft im Inneren auf das Außenverhalten durchschlägt. Handelte er aus Angst vor einer heimischen Revolution? Gewiss. Seine Motive liegen offen zutage: innere Stabilisierung des eigenen, verunsicherten Regimes und eine Revision westlicher Dominanz in den internationalen Beziehungen. Angesichts der ukrainischen Revolution führten die russischen Staatsmedien dem heimischen Publikum ein Bild von Anarchie, Chaos, anti-russischem Nationalismus und westlicher Einmischung vor. Putin verwandelt sein eigenes Erschrecken in ein propagandistisches Schreckbild für die russische Innenpolitik. Offenbar mit Erfolg: Im Inneren richtet die schnelle Krim-Operation den russischen Nationalstolz über politische Lagergrenzen hinweg auf. Putin treibt damit aber auch den Preis für die Stabilisierung der Ukraine für EU und USA enorm in die Höhe.

Die EU und die USA reagieren schockiert.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.