Kein Land in der modernen Geschichte hatte je eine solch globale Militärmacht wie die USA. Trotzdem argumentieren einige Analysten nun, dass das Land in den Spuren Großbritanniens wandele – dem letzten globalen Hegemon, der einen Niedergang erlebte. Diese historische Analogie führt jedoch trotz ihrer wachsenden Popularität in die Irre.
Großbritannien war nie so dominant, wie es die USA heute immer noch sind. Zwar unterhielt es eine Flotte, die so groß war wie die beiden nächstgrößten Flotten zusammen, und sein Reich, in dem die Sonne nie unterging, herrschte über ein Viertel der Weltbevölkerung. Doch bestehen große Unterschiede zwischen den relativen Machtressourcen des britischen Empires und denen des zeitgenössischen Amerikas.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges stand Großbritannien, was die Anzahl des militärischen Personals anging, weltweit nur auf Rang vier unter den Großmächten; beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) stand es ebenfalls an vierter und bei den Militärausgaben an dritter Stelle. Die Herrschaft über das britische Empire stützte sich großteils auf örtliche Truppen. Von den 8,6 Millionen britischen Soldaten im Ersten Weltkrieg kam fast ein Drittel aus den Überseegebieten des Empires.