Ausgabe August 2015

D-Mark, Familie, Vaterland: Die AfD nach Lucke

Auf dem letzten Parteitag der AfD, so die einhellige Ansicht der Medien, konnte man erleben, wie eine Partei sich selbst zerlegt. Mit dem Essener Parteitag ist die einstige Lucke-Partei Geschichte, die Spaltung der AfD ausgemacht. Dabei bestand das eigentliche Erfolgskonzept der Partei in ihrer strategischen Verbindung der rechts-konservativen und radikal-liberalen Strömungen. Frauke Petry, die neue Führungsfigur der Partei, weiß das durchaus. In ihrer Bewerbungsrede auf dem Bundesparteitag kündigte sie daher bereits die Rückkehr zur Doppelspitze an, die beide Flügel repräsentiert. Gleichzeitig betonte sie die wichtige Rolle der Wirtschaftsliberalen, auch in einem rechts-konservativ geprägten Bundesvorstand. Gleich mehrfach umwarb sie den Wirtschaftsprofessor Joachim Starbatty als Mitglied für den neuen Bundesvorstand – dieser jedoch lehnte ab und kündigte später seinen Parteiaustritt an. Stattdessen gewann sie Starbattys Kollegen Jörg Meuthen für das Amt.

Petry präsentierte sich damit als eine Systemkritikerin auf dem Weg in die notwendige Professionalisierung. Während sie noch kurz zuvor Lucke scharf angegriffen hatte, gab sie sich auf dem Parteitag als integrierende Kraft, die die AfD in ruhigere Zeiten führen könne. Sie zeigte damit ein politstrategisches Geschick, von dem Bernd Lucke bis heute weit entfernt ist.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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