Ausgabe Mai 2015

Wer Frieden will, braucht Kooperation

Der Friedensbewegung ergeht es wie dem Papst: So wie Franziskus selbst von vielen Nicht-Katholiken Zuspruch erhält, so erfahren pazifistische Forderungen auch den Rückhalt derer, die nicht für sie auf die Straße gehen. 82 Prozent der Deutschen plädieren für weniger Militäreinsätze der Bundeswehr. Die gleiche Anzahl fordert, Waffenlieferungen aus Deutschland drastisch zu verringern.[1] Für ebendiese Forderungen demonstrieren die Friedensbewegten an Ostern oder beten im November in den Kirchen. Sie eint die Überzeugung, dass von Deutschland kein Krieg mehr ausgehen darf, nachdem die Deutschen millionenfachen Tod über die Welt gebracht haben. Als naiv verspottet von den einen, mit Sympathie bedacht und als moralischer Stachel empfunden von den anderen, stellen sich Friedensorganisationen heute, 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und gut 100 Jahre nach Beginn des Ersten, den neuen Herausforderungen. Und an diesen besteht kein Mangel. 

Die Angst vor dem Krieg

Tatsächlich ist die Angst vor einem Krieg so groß wie lange nicht. Die Konflikte in der Ukraine und dem Gaza-Streifen sowie der Aufstieg des „Islamischen Staats“ wühlen die Menschen auf. Die International Crisis Group warnt eindringlich vor einer Zuspitzung der Lage in der Ukraine, in Israel und Palästina sowie in Irak und Syrien.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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