Ausgabe November 2015

Bekämpft und benötigt: 70 Jahre Vereinte Nationen

Sieben Jahrzehnte sind vergangen seit der Gründung der Vereinten Nationen, deren Charta am 24. Oktober 1945 in Kraft trat. Damals löste dieses Ereignis in der Öffentlichkeit große Begeisterung aus. Nach all dem Leid und den gesellschaftlichen Zusammenbrüchen im Gefolge des Zweiten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise begrüßten viele die neue Institution als Hoffnungsträger, als außergewöhnliches Instrument zur Schaffung dauerhaften Friedens, wachsenden Wohlstands und einer gerechten Weltgesellschaft. Der gescheiterte Völkerbund verblasste im öffentlichen Gedächtnis. Die Vereinten Nationen sollten einen Neubeginn einläuten.

Was positiv ins Gewicht fällt, ist, dass in diesen 70 Jahren in der Tat kein neuer Weltkrieg ausbrach und dass die Atomwaffen in ihren Silos blieben. Auch hat die weltweite Zusammenarbeit auf vielen Feldern zugenommen. Andererseits gelang es nicht, stabilen Frieden und allgemeine Prosperität zu schaffen. Im Gegenteil: Nationale Rivalitäten und fundamentale Wirtschaftsprobleme zerreißen die Welt. Heute scheitern ganze Staaten, lokale Konflikte lodern, und die Zahl derer, die aus ihrer Heimat fliehen, erreicht immer neue Rekorde. Zudem bedroht eine verheerende Klimakrise alles Leben auf diesem Planeten. Kurzum: Trotz wichtiger Errungenschaften, die für die UNO sprechen, gingen die großen Hoffnungen von 1945 nicht in Erfüllung.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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