Ausgabe November 2015

Bekämpft und benötigt: 70 Jahre Vereinte Nationen

Sieben Jahrzehnte sind vergangen seit der Gründung der Vereinten Nationen, deren Charta am 24. Oktober 1945 in Kraft trat. Damals löste dieses Ereignis in der Öffentlichkeit große Begeisterung aus. Nach all dem Leid und den gesellschaftlichen Zusammenbrüchen im Gefolge des Zweiten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise begrüßten viele die neue Institution als Hoffnungsträger, als außergewöhnliches Instrument zur Schaffung dauerhaften Friedens, wachsenden Wohlstands und einer gerechten Weltgesellschaft. Der gescheiterte Völkerbund verblasste im öffentlichen Gedächtnis. Die Vereinten Nationen sollten einen Neubeginn einläuten.

Was positiv ins Gewicht fällt, ist, dass in diesen 70 Jahren in der Tat kein neuer Weltkrieg ausbrach und dass die Atomwaffen in ihren Silos blieben. Auch hat die weltweite Zusammenarbeit auf vielen Feldern zugenommen. Andererseits gelang es nicht, stabilen Frieden und allgemeine Prosperität zu schaffen. Im Gegenteil: Nationale Rivalitäten und fundamentale Wirtschaftsprobleme zerreißen die Welt. Heute scheitern ganze Staaten, lokale Konflikte lodern, und die Zahl derer, die aus ihrer Heimat fliehen, erreicht immer neue Rekorde. Zudem bedroht eine verheerende Klimakrise alles Leben auf diesem Planeten. Kurzum: Trotz wichtiger Errungenschaften, die für die UNO sprechen, gingen die großen Hoffnungen von 1945 nicht in Erfüllung.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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