Ausgabe November 2015

Maden in Deutschland

Das hat der Standort Deutschland noch nicht erlebt: Der Inbegriff des Labels „Made in Germany“, der VW-Konzern in Wolfsburg, wird der millionenfachen Abgasdatenmanipulation überführt und sein Chef, der eben noch allmächtige Vorstandsvorsitzende Mar- tin Winterkorn, umgehend vom Aufsichtsrat entlassen. So weit, so konsequent. Doch was macht der neue „Hoffnungsträger“, Ex-Porsche-Chef Matthias Müller?

Er fährt zur ersten Sitzung des Aufsichtsrats gleich im 520 PS starken Porsche vor. Wer wollte da von Pro- blembewusstsein sprechen? Denn was in der VW-Krise umgehend unter den Teppich gekehrt wurde, ist der eigentliche Skandal – die Legende von der angeblich so grünen Automobilindustrie. Seit Jahren sind die tatsächlichen Emissionswerte, und keineswegs nur die bei VW, um ein Vielfaches höher als die ausgewiesenen. Fest steht: Mit einem derart hochgetunten Individualverkehr werden sämtliche CO2-Ziele zu reiner Phantasie – ganz unabhängig davon, welche Vereinbarungen im Dezember auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen werden sollten.

Die nächsten Flüchtlingswellen, diesmal aus ökologischen Gründen, sind damit bereits garantiert. Doch die deutsche Automobilbranche lässt all das kalt. Schließlich sind Auflagen dazu da, umgangen zu werden, wie der Fall VW eindrucksvoll beweist.

Sie haben etwa 36% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 64% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klimaanpassung: Wegducken statt handeln

von Lasse Thiele

Starkregen, Dürre, immer neue Hitzerekorde – selbst optimistische Zeitgenoss:innen müssen mittlerweile anerkennen, dass die Folgen der Klimakrise nicht mehr abwendbar und längst auch in Deutschland spürbar sind. Der Umgang mit solchen Extremwetterereignissen stellt eine der wichtigsten politischen Großbaustellen dieses Jahrhunderts dar.

Deutschland: Planlos in den Hitzesommer

von Nick Reimer

Nur knapp schrammte Deutschland Anfang Juli an einem neuen Hitzerekord vorbei. Mit über 35 Grad in weiten Teilen des Landes war es in der ersten Hitzewelle des Jahres flächendeckend viel zu warm. Statt aber den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen, will die schwarz-rote Bundesregierung neue fossile Gaskraftwerke mit 20 000 Megawatt Leistung bauen.