Ausgabe Dezember 2017

Das blaue Wunder

Gibt es Neuwahlen oder nicht? Nicht nur die halbe, noch halbwegs politisierte Republik stellt sich derzeit diese Frage, sondern vor allem das Power-Couple der deutschen Politik: Frauke Petry, Ex-AfD-Chefin, und Marcus Pretzell, Ex-AfD-Chef in Nordrhein-Westfalen – oder kurz PetPret. Die beiden haben das Max Webersche Leitmotiv der „Politik als Beruf“, gewiss leicht pervertiert, in völlig neue Dimensionen gehoben.

Mit ungeheurer Leidenschaft, und natürlich stets mit dem erforderlichen Augenmaß, verwalten sie insgesamt vier Parlamentssitze – Petry den im Bundestag und im Sächsischen Landtag, Pretzell den in Nordrhein-Westfalen und im Europaparlament. Was für eine politische Hingabe! Dass dafür ein gewisses Schmerzensgeld im mittleren sechsstelligen Bereich herausspringt, sollte doch jeder verstehen.
Doch nun droht PetPret Ungemach: Bei Neuwahlen würde Petry die Perle ihres politischen Projekts verlieren, den Sitz im Bundestag. Dann bliebe ihr nur das Mandat im Sächsischen Landtag, wo sie mit vier fraktionslosen Abgeordneten inzwischen die selbsternannte „Blaue Gruppe“ bildet. Eine solche Urgewalt des Politischen wäre damit natürlich völlig unterfordert.
Doch PetPret, ganz kluge politische Unternehmer in eigener Sache, haben natürlich vorgesorgt.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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