Ausgabe Januar 2017

Die neuen Medienmacher

Wie Konzerne Marketing als Journalismus verkaufen

Vor ein paar Jahren noch war Dominik Wichmann Chefredakteur des Wochenmagazins „Stern“. Nun wird Wichmann Chefredakteur beim Mercedes-Stern. Der gelernte Journalist soll nämlich für den schwäbischen Autokonzern ein eigenes Medienhaus aufbauen. Manfred Bissinger wiederum hat sich schon vor längerer Zeit aus dem Journalismus verabschiedet. Früher fungierte der Alt-Linke als Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Woche“. Nach deren Exitus 2002 avancierte er zum Leiter der für Kundenmagazine zuständigen Tochtergesellschaft des Verlags Hoffmann und Campe. Seit drei Jahren leitet er nun seine eigene Agentur namens Bissinger plus, die vor allem digitale Inhalte für Unternehmen liefert.

Zwei prominente Beispiele, zwei Fingerzeige dafür, dass seit geraumer Zeit eine regelrechte Wanderungsbewegung stattfindet, bei der Journalisten von den klassischen Verlagshäusern zu unternehmenseigenen Medien wechseln. Aus der Krisenregion geht es in den vermeintlich sicheren Hafen. Unternehmensmedien boomen – und diese Entwicklung wird für die öffentliche Meinungsbildung nicht ohne Folgen bleiben.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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