Ausgabe März 2017

Schlachthaus Syrien

Das syrische Regime soll heimlich und systematisch bis zu 13 000 seiner Bürger gehängt haben. Dies geschah zwischen dem Beginn des Krieges im März 2011 und Dezember 2015 in einer „geplanten Kampagne außergerichtlicher Exekutionen.“ Das besagt jedenfalls ein erschütternder Bericht von Amnesty International. Dieser könnte nun die Friedensbemühungen unter Federführung Russlands gefährden, die einen Machterhalt Baschar al-Assads vorsehen.

Der sehr detaillierte Bericht vom 7. Februar belegt, dass die Tötungen im berüchtigten syrischen Saydnaya-Gefängnis nördlich von Damaskus erfolgten. Sie wurden von höchstrangigen Mitgliedern des Regimes autorisiert, darunter Assads Stellvertreter. Und sie ereigneten sich in einem Krieg, in dem alle Seiten zahlreiche Gräueltaten begangen haben.

Amnesty zufolge starben während dieser Zeit im selben Gefängnis mindestens 17 723 weitere Menschen an Folter, Krankheiten und Mangelernährung. Wir wissen nicht, ob Assad selbst in die heimlichen Exekutionen verwickelt war. Aber das weithin verhasste Regime, das von seinem verstorbenen Vater Hafez al-Assad 1970 durch einen Militärputsch errichtet wurde, hat eine entsetzliche Menschenrechtsbilanz: Zehntausende verschwanden über die Jahrzehnte in seinem Gulag.

Sie haben etwa 21% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 79% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza und die Ära der Straflosigkeit

von Seyla Benhabib

Künftige Historikerinnen und Historiker, die auf den Israel-Gaza-Konflikt zurückblicken, werden möglicherweise erkennen, dass dieser Konflikt an der Schnittstelle dreier Entwicklungen steht, die gemeinsam das Koordinatensystem der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten internationalen Institutionen völlig verschoben und eine neue Ära eingeläutet haben.

Der Preis der Freiheit: Politische Gefangene in Belarus

von Olga Bubich

Es war eine große Überraschung für weite Teile der internationalen Gemeinschaft: Am 21. Juni ließ das belarussische Regime 14 politische Gefangene frei. Unter ihnen befand sich Siarhei Tsikhanouski, der 2020 verhaftet wurde, um seine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen zu verhindern.