Ob - und unter welchen Voraussetzungen - die deutsch-deutsche Entwicklung mit der west- und gesamteuropäischen synchronisiert oder doch kompatibel gemacht werden kann, hängt mitentscheidend von der Rolle der EG in diesem Prozeß ab. Hinsichtlich der Bundesrepublik stellt sich die Frage, ob ihre Einbindung in die westeuropäische Integration (und damit diese selbst) Schaden nimmt; hinsichtlich der DDR geht es darum, ob - und in welcher Form - sie als neuer Mitgliedstaat oder als Bestandteil einer vergrößerten Bundesrepublik einbezogen wird. Sollten die beiden Staaten sich zu einem neuen Gebilde zusammenschließen, das eigenständiges Völkerrechtssubjekt würde, kommt die Frage von Neuverhandlungen über die deutsche EG-Mitgliedschaft auf die Tagesordnung. - Wir freuen uns, daß es uns gelungen ist, einen Experten zu gewinnen, der das Thema "Die Europäische Gemeinschaft und die Einigung Deutschlands" sozusagen als Insider beurteilen kann: Botschafter a.D. Dr. Werner Ungerer war bis 1989 Ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei der EG in Brüssel. Bei dem nachstehenden Beitrag handelt es sich um die Druckfassung eines Vortrags, den Dr. Ungerer am 12. März d.J. vor der Gesellschaft für Auslandskunde in München gehalten und den "Blättern" freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.