Vom (nicht ganz) rätselhaften Verschwinden der Linksintellektuellen
Am Tag, als J.P. Sartre starb, dem 15. April 1980, erschien - damals weitgehend unbemerkt - in einem Pariser Verlagshaus eine neue intellektuelle Zeitschrift, "Le Débat". Als Druckerzeugnis reüssierte die neue "Debatte" rasch. Und doch taucht seit dem Tod von Sartre, Barthes, Foucault, der Krankheit von Althusser u.a. immer wieder die Frage auf, ob die Figur des Linksintellektuellen verschwindet und mit ihr die großen Debatten, die intellektuellen Abenteuer 1).
I. Intellektuelle Entwicklungen in Frankreich
Die intellektuelle Landschaft Frankreichs hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert: In der Nachkriegszeit profitierte (und zehrte) der Parti Communiste Fran?ais (PCF) aufgrund seines herausragenden Beitrags zur Résistance von einem Prestige, das viele Intellektuelle anzog und zu Weggefährten machte. Die Diskussion um den "Existentialismus", der eine ganze Generation faszinierte, nahm Bezug auf die kommunistische Auffassung von Individuum, Kollektiv und Engagement. Sartre, lange ein Wegbegleiter des PC, entwickelte sich zu der Leitfigur linker Intellektueller und später zur Gegenfigur von de Gaulle. Kritiker der Konsumgesellschaft verschafften sich nur mühsam Gehör. In den 60er Jahren brachte das "französische Wirtschaftswunder" einen gewissen Wohlstand: Telefon, Fernsehen, Auto, Kühlschrank, Waschmaschine verbreiteten sich rasch.