Ausgabe Februar 1990

Massenmord und Staatsräson

Washingtons Kambodscha Politik

"Beim Blick in den Glaskasten, der die Schädel von unschuldigen Kambodschanern enthält, die vom Pol Pot-Regime umgebracht wurden, sah ich meine eigenen Gedanken. Völkermord muß verurteilt werden, wann immer und wo immer er geschieht oder es wird wieder geschehen. Der Welt darf nicht erlaubt werden, die Verbrechen Pol Pots zu vergessen. Pol Pot darf niemals wieder an die Macht gelangen."

Diese Sätze schrieb ich in das Besucherbuch der Gedenkstätte für die Opfer der Khmer Rouge an der Vernichtungsstätte von Choeung Ek und dem Folterzentrum der Roten Khmer in Tuol Sleng, heute ein Museum. Die Schädel in dem buddhistischen Stupa in Choeung Ek legen Zeugnis ab von den mehr als eine Million Kambodschanern (bei einer Gesamtbevölkerung von sieben Millionen), die während der brutalen Herrschaft der Khmer Rouge zwischen 1975 und 1979 starben. Fotos von Gefangenen in Tuol Slong und Ölgemälde, die die gräßlichen Techniken der Folter zeigen, hängen an den Wänden. Sie unterstreichen die Kaltblütigkeit, mit der die Roten Khmer ihren Terror ausübten. Blut bedeckt immer noch den Boden unter Bettgestellen, auf denen Gefangene angekettet waren und erschlagen wurden.

Babies wurden in die Luft geworfen und mit Bajonetten aufgespießt oder gegen Bäume geschlagen. Innerhalb von Stunden nach der Machtergreifung am 17.

Februar 1990

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