Fast zeitgleich mit der Öffnung der Mauer in Berlin hat sich der Bürgerkrieg in El Salvador dramatisch zugespitzt. Am Samstag, dem 11. November, hat die FMLN, die salvadoreanische Guerillabewegung, ihre bisher größte militärische Offensive gestartet, die zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels anhält. Die salvadoreanischen Sicherheitskräfte reagierten prompt. Die Schreckensmeldungen aus El Salvador reißen nicht ab: Massakrierung von 6 Jesuiten, einer Haushaltsgehilfin und ihrer Tochter; Bombardierung von Armutsvierteln, in denen sich Gruppen der FMLN verschanzt haben; Ausweisung praktisch aller Ausländer, die für Hilfsorganisationen arbeiten: Verabschiedung eines Antiterrorgesetzes, das die bürgerlichen Freiheitsrechte außer Kraft setzt; Gleichschaltung der Medien; täglich neue Meldungen über verschwundene und ermordete Oppositionelle.
Die Nacht der langen Messer, die viele für den Fall eines ARENAWahlsieges vorausgesagt hatten, hat in El Salvador wieder einmal begonnen. Dabei hat noch vor einigen Wochen sehr wenig für eine solche Entwicklung gesprochen. Im Gegenteil, die Politik des im März mit einer geringen Wahlbeteiligung gewählten Präsidenten Cristiani war zunächst nur auf ökonomischem Gebiet radikal, d.h. neoliberal.