Ausgabe März 1990

Mehr Umweltschutz reicht nicht

Umrisse eines sozialökologischen Umbaukonzepts für die Bundesrepublik

I

Auf ihrem Berliner Bundesparteitag nahm die SPD wichtige programmatische Kurskorrekturen vor, deren Tragweite angesichts der beherrschenden Debatte deutschlandpolitischer Themen noch kaum erkannt ist. Das neue Parteiprogramm nimmt endgültig Abschied von mechanistischen Entwicklungs-(Transformations-)strategien, die lange Zeit für die Arbeiterbewegung in unterschiedlichen Varianten prägend waren und auch noch sind. Die Beschlüsse von Berlin haben mittel- und langfristige Bedeutung, weil es zumindest in Westeuropa ein unübersehbares Vakuum an reformpolitischen Strategien zum Umbau der Gesellschaft gibt und in Osteuropa erst seit kurzer Zeit eine Politik der Umgestaltung gesucht wird, was unter dem Druck innerer und äußerer Faktoren (Wirtschaftskrise, Nationalitätenproblem, politische Machtverschiebungen) dem Durchschlagen des gordischen Knotens gleichkommt. - Die westlichen Industriestaaten stehen unter einer verschärften Weltmarktkonkurrenz mit dem Bestreben der einzelnen Industrieregionen und Kapitalgruppen, eine technisch-ökonomische Dominanz zu verwirklichen. Diese Modernisierung kapitalistischer Produktionskonzepte wird "abgesichert" von ökologischen Alibikonzepten. - In Osteuropa bricht seit Anfang der 80er Jahre ein machtstrategisches, zentralistisches Modell sozialistischer Politik zusammen, das Ökonomie und Gesellschaft wie eine zentral zu lenkende Maschine verstanden hat.

März 1990

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klimaanpassung: Wegducken statt handeln

von Lasse Thiele

Starkregen, Dürre, immer neue Hitzerekorde – selbst optimistische Zeitgenoss:innen müssen mittlerweile anerkennen, dass die Folgen der Klimakrise nicht mehr abwendbar und längst auch in Deutschland spürbar sind. Der Umgang mit solchen Extremwetterereignissen stellt eine der wichtigsten politischen Großbaustellen dieses Jahrhunderts dar.