Gedanken zum grünen Wahlprogramm
"Ist es möglich, am politischen Leben teilzunehmen, sich in den Dienst einer Partei zu stellen und trotzdem ehrlich zu bleiben? Ist die Wahrheit für mich eine Parteiwahrheit geworden und die Gerechtigkeit einer Parteigerechtigkeit? Steht nicht auch für mich das Interesse der Organisation als höchstes über allen moralischen Werten, die wir als kleinbürgerliche Vorurteile verachten? Bin ich also einer dekadenten Kirche entronnen, um einer machthungrigen Sekte zu verfallen?" So Don Paolo in Iganazio Silones Roman, "Wein und Brot". Mehrere Monate haben wir in der Programmkommission zusammengesessen und versucht, den Entwurf eines Wahlprogramms für die bevorstehende Bundestagswahl (wenn es denn doch bald gesamtdeutsche Wahlen gibt - dann haben wir eben eine neue Aufgabe!) zu verfassen. Mein Angebot am Beginn der Arbeit, aus den Parteiwahrheiten auszusteigen, gemeinsam spazieren zu gehen, uns die Bundesrepublik und die Welt zu betrachten und ein Papier zu verfassen, das die Grünen verblüffen und die Bundesrepublik erschüttern würde das haben meine Freunde abgelehnt. Alles das, was Don Paolo kritisiert oder hinterfragt, mußte deshalb in unserer Arbeit wiederkehren.