Anmerkungen zur marktwirtschaftlichen Transformation der DDR
Diesseits aller deutsch-deutschen Hoffnungen, Ängste und Mystizismen stehen im Zentrum der neuen "deutschen Frage" 1990 unverkennbar - reale, aber auch herbeigeredete - wirtschaftliche Zwänge und Kalküle. Beiträge von Kurt Hübner, Rudolf Hickel und einer Wissenschaftlergruppe zur ökonomischen Seite der "Deutschland, einig Vaterland"-Dynamik bilden deshalb einen Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe, auch wenn andere Aspekte der spekulativen Phantasie, links-nostalgisch oder national aufbruchgestimmt, leichtere Kost bieten mögen. D. Red.
Reduktion der Vielfalt
Knapp sechs Wochen vor dem vorgezogenen Wahltermin in der Deutschen Demokratischen Republik darf festgestellt werden: Jegliche sozialistische Planwirtschaft in den Farben einer DDR gehört der Vergangenheit an. Die zukünftige Wirtschaftsform wird ein Typus kapitalistischer Marktwirtschaft sein, wie er sich in seinen Grundlinien zu Beginn der 50er Jahre in der Bundesrepublik herausentwickelte. Was im November und Dezember des vergangenen Jahres noch eine Option unter mehreren war, hat sich heute als Entwicklungsweg der DDR durchgesetzt. Alles Spintisieren über einen "Dritten Weg" zwischen Kapitalismus und bürokratischem Sozialismus gehört deshalb heute bereits der Vergangenheit an.