Von Walter Schütze Die Debatten und Vorschläge zur Zukunft Europas nach den Umbrüchen im Osten des Kontinents sind allzu oft deutsch-deutsch verengt: in den Mittelpunkt rückt zumeist die Frage nach den bündnispolitischen Bindungen und Einbindungen eines - in welcher Form auch immer - vereinigten Deutschland. Der nachstehende Beitrag von Walter Schütze, Generalsekretär des deutsch-französischen Studienkomitees im Institut Francais des Relations Internationales in Paris, löst sich von solchen Verkürzungen und entwirft, von den gängigen Diskussionen abgehoben, eine die Blockkonfrontation überwindende gesamteuropäische Architektur. Den Artikel, der Mitte März 1990 abgeschlossen wurde, stellen wir zur Diskussion. D. Red.
1. Die Europäische Sicherheits-Union (ESU)
a) Aufbau
Die europäischen Mitglieder der beiden heutigen Militärbündnisse NATO und Warschauer Vertragsorganisation (WVO) bilden ein kollektives Sicherheitssystem, das an die Stelle der beiden Bündnisse tritt: die "Europäische Sicherheits-Union" (ESU). Der zu diesem Zweck abzuschließende Gründungsvertrag sieht eine Organisationsstruktur mit Sitz in Berlin vor.