Skandalöse Worte ließ Bundeskanzler Helmut Kohl kürzlich im inneren Führungsstab fallen: "Ein kluger Bundeskanzler kann und darf sein Wort nicht halten, wenn ihm dies zum Nachteil gereicht ..." Den über diese Offenheit verblüfften Führungsmitgliedern des deutschen Westlandes gab er zu bedenken: "Noch nie hat es an rechtmäßigen Gründen gefehlt, um seinen Wortbruch zu verschleiern. Hierfür könnte man zahllose Beispiele aus neuerer Zeit geben und zeigen, wieviel Friedensverträge und wieviel Versprechungen wertlos und nichtig geworden sind." Einige der Anwesenden glaubten ihren Ohren nicht zu trauen und Unruhe machte sich breit, obwohl die Öffentlichkeit selbstverständlich ausgeschlossen war.
Aber der Kanzler setzte noch eins drauf: "Ein Bundeskanzler ist gezwungen, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch machen zu können." Sollte Kohl, vielerorts als Elefant gescholten, sich bei den Fabeln von La Fontaine, dem berühmten Namensvetter seines Hauptwidersachers, Zuspruch gesucht haben? Es schien ganz so, denn er fuhr fort: "Er muß sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen auswählen, denn der Löwe ist wehrlos gegen Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu schrecken.