Umrisse einer alternativen Dritte-Welt-Politik
I. Einleitung 1)
Der Anspruch, solidarisches Handeln in der einen Welt zu organisieren, ist heute mit der Erfahrung konfrontiert, daß sich die Vielfalt der unterschiedlichen und oft sich zuspitzenden Probleme der Dritten Welt monokausalen Erklärungsmustern entzieht. Die Gegensätze von Moderne/Industrialismus und Tradition, medizinischem Fortschritt und Bevölkerungsexplosion, Markt und Plan, Abkopplung und Weltmarktintegration, endogenen und exogenen Krisenursachen kennzeichnen die Pole einer zunehmend ausdifferenzierten Diskussion, die immer weniger Antworten im Sinne eines einfachen "Entweder-Oder" erlaubt. Ein neues, umfassendes, einigermaßen konkretes Entwicklungsmodell ist nicht in Sicht. Das Bestreben, ein solches zu entwickeln, widerspricht auch der Zielsetzung einer "anderen Entwicklungspolitik".
In dem Mittelpunkt unserer Überlegungen stehen vielmehr der Prozeß hin zu mehr Selbstbestimmung und Partizipation für die Menschen im Süden, der unauflösbare Lebenszusammenhang und der damit verbundene Zwang zum solidarischen Handeln zwischen der Ersten und der Dritten Welt sowie die Entwicklung einer neuen Kultur der Zusammenarbeit, die die anhaltende Dominanz des Nordens beendet.