Ausgabe September 1990

Jägergroteske

Das Projekt Jäger 90 ist seit langem heftig umstritten, ähnlich wie seinerzeit die "Tornado"-Entwicklung. Die Gründe für eine ablehnende Haltung reichen von finanziellen Unwägbarkeiten über die Vorteile unbemannter bodengestützter Luftverteidigung bis hin zu abrüstungspolitischen Bedenken.

Aber Militär und Bundesregierung sehen nach wie vor keine Alternative zum Jäger 90. Dabei werden die Argumente für dieses ungebrochene Festhalten an dem Projekt immer peinlicher, etwa, wenn der Inspekteur der Luftwaffe, General Horst Jungkurth, sich auf die Behauptung zurückzieht, fast alle anderen NATO-Partner - und sogar die neutrale Schweiz - hätten mit Blick auf die 90er Jahre neue Jagdflugzeuge in Arbeit, ähnlich argumentiert auch Bundesverteidungsminister Gerhard Stoltenberg. Mit Beginn des Jahres 1990 hat sich die Diskussion um das Projekt Jagdflugzeug 90 erheblich verschärft.

Insbesondere in der FDP scheiden sich die Geister. Kurz vor Weihnachten 1989 sagte die FDP-Fraktion bei einer namentlichen Abstimmung mit Ausnahme von zwei Abgeordneten noch deutlich "Ja" zur Entwicklung des Jägers. Einige Wochen später forderte sie das "Aus". Die FDP-Fraktion wollte nun - diesen Eindruck mußte jeder Beobachter Anfang des Jahres 1990 gewinnen - auf den Jäger 90 verzichten.

September 1990

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.