Ausgabe April 1991

Der amerikanische Bonaparte

Mitunter machen Männer doch Geschichte. Ein solcher Verdacht, kaum ausgesprochen, reizt zum Widerspruch und ist dennoch so leicht nicht aus der Welt zu schaffen. Denn der Golfkrieg war auf irritierende Weise anders.

Noch nie trat ein amerikanischer Präsident derart forsch vor Öffentlichkeit und Kongreß. George Bushs Vorgänger hätten in dessen "Chronik eines angekündigten Krieges" die Handschrift eines politischen Selbstmörders gelesen. Die beiden Roosevelts, Truman, Kennedy oder Johnson - wann immer es um Krieg oder Frieden ging, mußten sie äußerst vorsichtig zu Werke gehen und vor wechselnden Mehrheiten auf der Hut sein, die sie hätten zu Fall bringen können. Für den Eintritt in die beiden Weltkriege gab es erst grünes Licht, nachdem die USA direkt angegriffen worden waren: der Kreuzer "Lusitania" im einen Fall, der Marinestützpunkt Pearl Harbor im anderen. Und in Korea, in der kubanischen Schweinebucht oder in Vietnam konnten die Präsidenten Truppen nur einsetzen, weil sie die Öffentlichkeit getäuscht und betrogen hatten. Truman wie Johnson zahlten letztendlich dafür mit ihrem Amt. Ganz anders George Bush. Seit dem 2.

April 1991

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