Ausgabe Februar 1991

Bushs Heimatfront

Ex-Verteidigungsminister Caspar Weinberger, der Vietnamkriegsveteran Ron Kovic, die Generalsekretärin des Nationalen Kirchenrats Joan Campbell, Admiral William Crowe a.D., der ehemalige Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, die schwarze Bürgerrechtsorganisation "Southern Christian Leadership Conference", der Präsident der Automobilarbeitergewerkschaft, die römisch-katholischen Bischöfe, Coretta Scott King, die Leitartikelschreiber der "New York Times", die Präsidentin der "Nationalen Organisation für Frauen" Molly Yard und die langjährige Friedensaktivistin Leslie Cagan haben eines gemeinsam: Sie sind gegen eine US-Offensive im Persischen Golf.

Spätestens seit der Entscheidung des US-Präsidenten nur zwei Tage nach den Kongreßwahlen am 6. November 1990, die Einheiten in dem einzigen Land der Welt, das nach seinen Herrschern benannt ist, zu verdoppeln und angriffsfähig zu machen, ist in den USA eine Anti-Kriegsbewegung herangewachsen, die schon jetzt erreicht hat, was die Kriegsgegner der Vietnamzeit erst nach mehreren Jahren schafften: Sie hat den militär-politischen Konsensus zerstört. Präsident George Bush mußte erfahren, daß das totgewünschte "Vietnamsyndrom" lebt, und selbst die Elite der Nation unterschiedlicher Meinung ist, wenn es um die Definition der US-Rolle nach dem Kalten Krieg geht.

Februar 1991

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

80 Jahre UNO: Auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit?

von Jan Eijking

Am 24. Oktober feiern die Vereinten Nationen ihr 80. Jubiläum – doch Anlass zum Feiern gibt es kaum. Das UN-System befindet sich in einem bespiellos schlechten Zustand. In der aktuellen Krise zeigen sich strukturelle Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der UN ziehen.