Zum zweiten Mal ist es einer afrikanischen Guerilla gelungen, eine Regierung zu stürzen. Nach dem Sieg des "National Resistance Movement" in Uganda brach nun auch in Äthopien ein hochgerüstetes Regime unter dem politischen und militärischen Druck bewaffneter Opposition zusammen. Mengistu Haile Mariam, Äthiopiens Ex-Diktator, vermochte sich gerade noch rechtzeitig ins zimbabwische "Asyl" abzusetzen. Dort mußte er erleben, wie seine Armee, einst immerhin Afrikas zweitstärkste, binnen weniger Tage zerfiel und das lange für unmöglich gehaltene geschah: die Einkesselung und Eroberung Addis Abebas durch Verbände der Ethiopian Peoples Revolutionary Democratic Front (EPRDF).
Das politische Ende Mengistus und seiner Parteigänger hatte sich seit langem abgezeichnet. Durch die Unfähigkeit zum Kompromiß, systematische Menschenrechtsverletzungen und ausbleibende Entwicklungserfolge innenpolitisch isoliert, hatte das Willkürregime, durch Putschversuche und Kriegsmüdigkeit geschwächt, zuletzt auch seine osteuropäischen Bündnispartner (und Waffenlieferanten) verloren. Späten Versuchen, sich durch wirtschaftspolitische Reformen, personelle Kosmetik und demonstrative Unterstützung der USA im Golfkrieg dem Westen anzudienen, war kein Erfolg mehr beschieden.