Die Grünen nach Neumünster
Es sah so aus, als seien die Grünen in die 80er Jahre zurückgekehrt. Parteitagstumulte hatte es länger nicht gegeben, die Trillerpfeifen wurden wieder hervorgeholt, eine Wasserpistole neu angeschafft. Es gab den Kampf ums Mikrophon wie zu den frühen Zeiten, als die Kinderkommune aus Nürnberg die Nerven der Grünen strapazierte und ihre Sozialarbeiter-Geduld auf harte Proben stellte. Als Neuanfang war die Vorstellung annonciert worden, was gespielt wurde, war allerdings ein anderes Stück.
Zwar gab es schon die neuen Mehrheiten eines linken und rechten Zentrismus, aber die RadikalökologInnen um Jutta Ditfurth nutzte die Offenheit und die öffentliche Aufmerksamkeit der Grünen, um ihren Abschied zu inszenieren. Konfrontiert mit den unkonventionellen Aktionsformen der neuen Bewegungen, sehen auch die Grünen schlecht aus. Die Grünen sind das besondere Projekt, bei dem das politische Lernen einer Generation sich öffentlich abspielt. Was bei den anderen Parteien intern durch Auseinandersetzung zwischen den Generationen an Realitätskontrolle gelernt wird, geschieht in der Generationspartei Grüne ohne direkten Widerpart der Älteren und im vollen Rampenlicht der Öffentlichkeit. Auch das erklärt die Ermüdungserscheinungen der Öffentlichkeit.