Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) in der Sowjetunion war, wie alle anderen Religionsgemeinschaften, im Zuge der Stalinschen "Säuberungen" 1937 institutionell faktisch vernichtet. 1943 suchte Stalin dann die Unterstützung der Kirchen im Krieg gegen Hitler-Deutschland und sicherte ihr den Wiederaufbau zu. Das kirchliche Leben entfaltete sich daraufhin fast schlagartig. Die Zahl der gottesdienstlich genutzten Kirchen, die Zahl der Priester und Bischöfe erreichte Anfang der 50er Jahre etwa die Hälfte des Standes von 1914. Auch zwei geistliche Akademien (1917: 4) und acht Priesterseminare (1917: 54) wurden erlaubt. Die Zahl der Klöster (1917: 1000, 1928: 0), lag 1949 bei 100, da sich auf den im Krieg annektierten Territorien (Estland, Lettland, Litauen, in Weißrußland, der Ukraine und dem Moldau-Gebiet) zahlreiche Klöster befanden.
Die Kirche war nach 1943 keineswegs frei, aber im Vergleich zu den 30er Jahren ging es ihr von 1943 bis zu Stalins Tod 1953 glänzend. Die Jahre zwischen 1953 und 1986/87 stellen eine einzige Phase der Kirchenverfolgung dar, wobei diese unter Chruschtschow (19581964) sich in massenweisen Kirchenschließungen und Verhaftungen äußerte. Unter Breschnew, Andropow und Tschernenko (1964-1965) handelte es sich eher um administrative Repression; die Verfolgung von Personen erfolgte nun selektiv.