Am 5./6. April finden in Italien um zwei Monate vorgezogene Neuwahlen statt. Die beiden Kammern - Abgeordnetenhaus und Senat werden erneuert. Der Kampf um die rund tausend Parlamentssitze ist mit einer Schärfe entbrannt, wie sie das Land seit 1948 nicht mehr gesehen hat. Damals - zwei Jahre nach Ausrufung der Republik Italien am 2. Juni 1946 - hieß die inoffizielle Alternative: Mit den Christdemokraten in den Westen und in die Freiheit oder mit Sozialisten/Kommunisten in den Osten und in die Tyrannei. Heute sucht die Democrazia Cristiana nach einer modernen Variante für diese Alternative.
Doch seit die Geschichte über deren Ausgang schon entschieden hat, ist es schwierig, außer einem remake eine adäquate Version zu finden. Und während sich die oppositionellen Lager mit geheimen Dossiers aus der und über die Vergangenheit bekämpfen, geht das Land der schwersten institutionellen Krise nach Kriegsende entgegen. Italien befindet sich in einer Umbruchphase. Das gesellschaftspolitische System, das im Namen des Antifaschismus nach 1945 aufgebaut und dann im Zeichen des Antikommunismus verfestigt wurde, ist brüchig geworden. Wann es zerfallen wird, ist nur eine Frage der Zeit. Was danach kommt, ist nicht einmal in Umrissen sichtbar.
Das politische System zerfällt
Die Symptome dieses Zerfalls gehen seit geraumer Zeit mal mehr, mal weniger spektakulär durch die Medien.