Der Nahe Osten ein Jahr nach dem Golfkrieg
1. Einleitung
"Kuwait ist befreit. Iraks Armee ist geschlagen. Unsere militärischen Ziele sind erreicht." Mit diesen Worten begann am Morgen des 28. Februar 1991 um 3.00 Uhr MEZ jene Fernsehrede von US-Präsident Bush, mit der er die Feuerpause am Golf verkündete. Über die Zukunftsaufgaben heißt es dort u.a.: "Wir müssen jetzt anfangen, über den Sieg und den Krieg hinauszublicken. Wir müssen uns der Herausforderung stellen, den Frieden zu sichern... Dieser Krieg liegt jetzt hinter uns. Vor uns liegt die schwierige Aufgabe, einen vielleicht historischen Frieden zu schaffen..." 1) Seit dieser denkwürdigen Rede ist ein Jahr vergangen, und der Nahe Osten ist angesichts des jugoslawischen Bürgerkrieges sowie der dramatischen Entwicklungen in der (ehemaligen) Sowjetunion zunehmend in den Windschatten der Weltpolitik und -öffentlichkeit geraten.
Allerdings deutet bei näherer Betrachtung der gegenwärtigen Situation eine Reihe von Indizien darauf hin, daß die Region bald wieder im Brennpunkt des Interesses der Weltgemeinschaft stehen könnte.
Denn die Errichtung einer "Neuen Weltordnung", jene Zielvorgabe, die Präsident Bush am 1. Oktober 1990 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen dem umfangreichen Katalog zur Legitimation des amerikanischen Engagements im Golf hinzufügte 2), ist bislang nicht einmal in Ansätzen zu erkennen.