Ausgabe Februar 1992

Der verlorene Sieg

Der Nahe Osten ein Jahr nach dem Golfkrieg

1. Einleitung

"Kuwait ist befreit. Iraks Armee ist geschlagen. Unsere militärischen Ziele sind erreicht." Mit diesen Worten begann am Morgen des 28. Februar 1991 um 3.00 Uhr MEZ jene Fernsehrede von US-Präsident Bush, mit der er die Feuerpause am Golf verkündete. Über die Zukunftsaufgaben heißt es dort u.a.: "Wir müssen jetzt anfangen, über den Sieg und den Krieg hinauszublicken. Wir müssen uns der Herausforderung stellen, den Frieden zu sichern... Dieser Krieg liegt jetzt hinter uns. Vor uns liegt die schwierige Aufgabe, einen vielleicht historischen Frieden zu schaffen..." 1) Seit dieser denkwürdigen Rede ist ein Jahr vergangen, und der Nahe Osten ist angesichts des jugoslawischen Bürgerkrieges sowie der dramatischen Entwicklungen in der (ehemaligen) Sowjetunion zunehmend in den Windschatten der Weltpolitik und -öffentlichkeit geraten.

Allerdings deutet bei näherer Betrachtung der gegenwärtigen Situation eine Reihe von Indizien darauf hin, daß die Region bald wieder im Brennpunkt des Interesses der Weltgemeinschaft stehen könnte.

Denn die Errichtung einer "Neuen Weltordnung", jene Zielvorgabe, die Präsident Bush am 1. Oktober 1990 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen dem umfangreichen Katalog zur Legitimation des amerikanischen Engagements im Golf hinzufügte 2), ist bislang nicht einmal in Ansätzen zu erkennen.

Februar 1992

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Ukraine: Zwischen Korruption und Diktatfrieden

von Yelizaveta Landenberger

Anfang Dezember herrschte rege Pendeldiplomatie, während die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Vorstöße an der Front unvermindert weitergingen. Völlig unklar ist, ob der im November bekannt gewordene US-»Friedensplan« auch nur zu einem Waffenstillstand führen kann.

Die Wehrpflicht gleicher Bürger

von Sven Altenburger

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Deutschland eine intensive Debatte über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht ausgelöst. Dabei werden die ideengeschichtlichen Grundlagen der Wehrpflicht von ihren Gegnern regelmäßig verkannt, nämlich Republikanismus und Egalitarismus.