In den letzten Monaten hat ein wirtschaftspolitisches Thema wieder eine Rolle gespielt, das einige Jahre fast vergessen schien: die Einkommensverteilung. Ausgelöst wurde die Diskussion über Löhne und Gewinne von Bundesbank, Bundesregierung und Teilen der Wirtschaftswissenschaft. Vor dem Hintergrund der Belastungen im Zusammenhang mit der deutschen Einheit und der einschneidenden Verschlechterung der außenwirtschaftlichen Position des Landes die allerdings bei Lichte besehen nur der Abbau einer jahrzehntelangen Überschußposition ist - häufen sich die Warnungen vor Tarifabschlüssen, die die Unternehmensgewinne unter Druck setzen könnten.
Solche Warnungen sind angesichts eines langanhaltenden Prozesses der Umverteilung durchaus ungerechtfertigt: Zwischen 1970 und 1991 erhöhten sich die Nettogewinne der Selbständigen und Unternehmen (Summe) um Rund 260%, während die Nettolöhne nur um etwa 230% anstiegen. Da im gleichen Zeitraum die Zahl der Selbständigen zurückging und die der Lohn- und Gehaltsempfänger anstieg, verschob sich die Verteilungsrelation bei den persönlichen Einkommen noch stärker zugunsten der Selbständigen.