Afghanistan - Ein Nachruf
"Said sagt: Schnell in Schlacht. Schnell Feind schlagen. Sieg für Revolution. Wieder studieren."
(Aus dem Roman von Alexander Prochanow, Ein Baum im Zentrum von Kabul, in: "Sowjetliteratur", 11 und 12/1984)
I
Was sich ringsum tut, kommt mit Verspätung nach Kabul. Afghanistan ist aus der Welt, heißt es. Das bietet die seltene Gelegenheit, längst abgefeierte Entwicklungen ein zweites Mal würdigen zu können. Die Sowjetunion wurde jetzt in Afghanistan noch einmal beerdigt. Stimmung wollte bei dieser Wiederholung allerdings nicht aufkommen. Eher verquält wurde notiert, daß die Richtigen nun gewonnen und die Bösen endlich verloren hätten (sieht man von jenem amerikanischen Kommentator ab, der sich darüber freuen konnte, daß es dem langjährigen sowjetischen Statthalter in Kabul nicht vergönnt sein werde, zukünftig einen Kebab-Stand in Moskau zu führen im Unterschied zu einem in Freundesland gastronomisch engagierten Saigon-Flüchtling, darf ergänzt werden). Angesichts undurchsichtiger Kabuler Verhältnisse und in Ermangelung rechter Freude wich man auf den Sekundär-Ruhm afghanischer Rebellen aus: an deren Behauptung, ihnen hätten die Deutschen die Wiedervereinigung zu verdanken, sei etwas dran, bestätigen FAZ und "Freitag".