Der nachstehende Beitrag befaßt sich mit der Diskrepanz zwischen dem universalen Anspruch der westlichen Lebensweise und dem beschränkten "Möglichkeitsraum" seiner Verwirklichung. Indem Altvater von einer Kritik "kommunitaristischer" Ansätze ausgeht, verknüpft er zwei Stränge der "Blätter"-Debatten der letzten Monate: Die Auseinandersetzung dreht sich um die Rolle des Nordens/Westens bei der Verursachung - und bei einer Bewältigung der globalen Problemlagen. Sich hier schlichtweg auskoppeln und in "Gemeinschaften" der Privilegierten verschanzen zu wollen, wirft Altvater Vertretern des Communitarianism vor. Seine Kritik korrespondiert hier mit Analysen, die eine Auskoppelung der "Zweidrittelwelt" des Südens und des Ostens aus einem zunehmend sich selbst genügenden Metropolen-Weltmarkt verzeichnen. Die Kritik an einer "neuen Kaste von Nimbys" (die nach dem Motto "Not In My Backyard" ihre "Gemeinschaft" sauber hält, indem sie anderen ihren Dreck vor die Tür kehrt), leugnet nicht die Notwendigkeit, überschaubare und demokratisch "handhabbare" Politikräume zu identifizieren, wie sie etwa Christoph Müller im "kommunalsozialistischen" Ansatz findet, der ganz konkret von der Gemeindeebene ausgehend auf- und umbaut. Vgl.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.