Ausgabe Oktober 1992

Die deutsche Burschenschaft in der Vereinigungskonjunktur

Anmerkungen 175 Jahre nach dem Wartburgfest

Wenn sich in diesen Tagen zahlreiche Kooperationsverbände, allen voran die Deutsche Burschenschaft, in Eisenach treffen, um auf der Wartburg dem 175 Jahre zurückliegenden Treffen von nahezu fünfhundert freiheitlich-antifeudalistisch gesinnten Studenten zu gedenken, wird es um mehr als historische Reminiszenzen gehen.

Denn nach dem Willen der Verbindungsstudenten und ihrer Alten Herren soll der - in vielerlei Hinsicht sicherlich fragwürdige 1) - Traditionsbezug vor allem dazu benutzt werden, sich nach Jahrzehnten öffentlicher Abstinenz für die Gegenwart und Zukunft als (hochschul)politisch gestaltende Kraft zurückzumelden. Und dies im Osten wie im Westen der erweiterten Bundesrepublik.

Renaissance des Verbindungsstudententums

Die Chancen hierfür sind günstig. Im Windschatten der "geistigmoralischen Wende" segelnd, konnten die studentischen Verbindungen ihren durch die Studentenbewegung der 60er Jahre ausgelösten Verlust an Meinungsführerschaft zunächst begrenzen und - ab Mitte der 80er Jahre - wieder steigende Mitgliedszahlen vermelden.

Oktober 1992

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