Ausgabe Oktober 1992

Die deutsche Burschenschaft in der Vereinigungskonjunktur

Anmerkungen 175 Jahre nach dem Wartburgfest

Wenn sich in diesen Tagen zahlreiche Kooperationsverbände, allen voran die Deutsche Burschenschaft, in Eisenach treffen, um auf der Wartburg dem 175 Jahre zurückliegenden Treffen von nahezu fünfhundert freiheitlich-antifeudalistisch gesinnten Studenten zu gedenken, wird es um mehr als historische Reminiszenzen gehen.

Denn nach dem Willen der Verbindungsstudenten und ihrer Alten Herren soll der - in vielerlei Hinsicht sicherlich fragwürdige 1) - Traditionsbezug vor allem dazu benutzt werden, sich nach Jahrzehnten öffentlicher Abstinenz für die Gegenwart und Zukunft als (hochschul)politisch gestaltende Kraft zurückzumelden. Und dies im Osten wie im Westen der erweiterten Bundesrepublik.

Renaissance des Verbindungsstudententums

Die Chancen hierfür sind günstig. Im Windschatten der "geistigmoralischen Wende" segelnd, konnten die studentischen Verbindungen ihren durch die Studentenbewegung der 60er Jahre ausgelösten Verlust an Meinungsführerschaft zunächst begrenzen und - ab Mitte der 80er Jahre - wieder steigende Mitgliedszahlen vermelden.

Oktober 1992

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Donald Trump und die moderne Konterrevolution

von Bernard E. Harcourt

Mit einer Flut von Präsidialdekreten und Notstandserklärungen hat Donald Trump die Axt an den US-amerikanischen Regierungsapparat und die globale Ordnung gelegt. Er zerschlägt den Verwaltungsstaat, schließt Behörden und entlässt Bundesbedienstete.

Für Gott und gegen das Böse

von Carlotta Voß

Seit Putins Vollinvasion der Ukraine am 24. Februar 2022 ringt das demokratische Europa nicht nur mit diesem fundamentalen Angriff auf seine territoriale Integrität, sondern auch mit seiner Geschichtsphilosophie. Pflichtschuldig wird in politischen Reden eingestanden, man habe sich geirrt in der Überzeugung, die Zeitenwende von 1989 markiere ein „Ende der Geschichte“.