Die Hoffnung auf einen neuen Parteienkonsens in der Energiepolitik währte gerade ein knappes Jahr. Im November 1992 war durch einen Brief von zwei führenden Vertretern der Energiewirtschaft, Klaus Piltz (VEBA) und Friedhelm Gieske (RWE), an Bundeskanzler Kohl erstmals der Gedanke parteiübergreifender Gespräche für eine Neuausrichtung der Energiepolitik in die öffentliche Debatte geraten. Hintergrund des Schreibens war ein gemeinsamer Entwurf der beiden Energieversorgungsunternehmen und der niedersächsischen Staatskanzlei, der - bis hinein in die Reihen der Grünen - hochfliegende Erwartungen über einen Einstieg in den Ausstieg aus der Kernenergie mit Zustimmung der Energiewirtschaft weckte. Seine wichtigsten Elemente: geordnete Stillegung der vorhandenen Kernkraftwerke nach einer "Regelnutzungsdauer"; Wiedereinstieg in die Kernenergie nur mit breiter politischer Mehrheit; keine Wiederaufarbeitung von nuklearem Abfall. Auf diese Ansätze stützte sich auch der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder, als er für die SPD die Initiative zu Verhandlungen mit den anderen Parteien - zeitweilig zu einer großen Runde mit Verbänden und Interessengruppen erweitert - ergriff. Nach mehrmonatigen Verhandlungen beschloß das SPD-Präsidium am 25. Oktober 1993 jedoch lapidar: "Der Bericht von Gerhard Schröder wird zur Kenntnis genommen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.