Ausgabe Mai 2024

Gefährliche Planspiele: Atombomben für Deutschland?

Graffiti an der Abhörstation Teufelsberg in Berlin, 27.1.2021 (IMAGO / Joko)

Bild: Graffiti an der Abhörstation Teufelsberg in Berlin, 27.1.2021 (IMAGO / Joko)

Angesichts einer möglichen Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus geht in Deutschland die Angst um, gegenüber Russland bald „schutzlos“ zu sein. Atemlos wird die Frage gestellt, ob Deutschland oder die EU nicht über Atomwaffen verfügen müssten, um sich selbst schützen zu können, falls die USA der Nato den Rücken kehren.

Dabei ist die Diskussion um deutsche Atomwaffen keineswegs neu.[1] Sie reicht zurück bis vor den Beitritt zum nuklearen Nichtverbreitungsvertrag (NVV). Den bezeichnete der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß vor der Unterzeichnung 1969 als ein „Versailles von kosmischen Ausmaßen“, weil Westdeutschland durch ihn völkerrechtsverbindlich auf den Atomwaffenbesitz verzichtete.

Anders als für Strauß blieb die Vorstellung einer Atommacht Deutschland für die meisten Menschen hierzulande anrüchig, das Land sah sich als „Zivilmacht“. Die steile Forderung, auch Berlin müsse über nukleare Massenvernichtungswaffen verfügen, war ein Aufreger für die Meinungsseiten der deutschen Tageszeitungen, viel mehr nicht. Die letzte Auflage der Diskussion fand 2017 zu Beginn der Amtszeit von Donald Trump statt. Damals rauschte es vor allem im rechtskonservativen Blätterwald gewaltig.

Neu an der jüngsten Auflage ist, dass angesichts der russischen Invasion der Ukraine nun auch Akteure aus dem gesamten politischen Mainstream die Frage nach deutschen oder europäischen Atomwaffen stellen.

»Blätter«-Ausgabe 5/2024

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema