Ausgabe Dezember 1993

Geschäfte Erster Klasse

Die Bahnreform als Ende der Verkehrspolitik

"Wenn aus einem Auto zwei werden sollen, fahren Sie mit unserem Persönlichen Kredit dabei ganz bequem. Ob Sie zur Arbeit fahren, einkaufen oder die Kinder zum Kindergarten bringen wollen, mit einem weiteren Auto können Sie vieles schneller und einfacher erledigen." So wirbt die Deutsche Bank dieses Jahr für ihre Kreditfinanzierung von Zweitwagen 1). Allerdings agiert sie nicht nur auf der Ebene von Konsumentenkrediten: sie macht sich auch stark für die Bahn-Privatisierung. Und für den Bau neuer Autobahnen.

Regierungskommission und Geldelite

1989 konstituiert sich die R eg i e r u n g s k o m m i ss i o n B a h n mit dem Auftrag, Vorschläge zur Neustrukturierung der Bundesbahn zu erarbeiten. Ihr Vorsitzender, Günther Saßmannshausen, kommt jedoch nicht etwa aus Politik oder Verwaltung, wie es bei einer Regierungskommission zu erwarten wäre, er ist vielmehr ein Mann der Privatwirtschaft. Er sitzt zum einen in Aufsichtsräten der Automobilindustrie (Volkswagen), der Mineralölwirtschaft (Deutsche Shell) und in weiteren Großkonzernen und Verbandsgremien (BDI), zum anderen in den Beiräten der Dresdner Bank, des Versicherungsriesen Allianz und der Westdeutschen Landesbank Girozentrale. Neben Saßmannshausen findet sich mit Walther Leisler Kiep eine weitere schillernde Gestalt in der Regierungskommission.

Dezember 1993

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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