Schon Anfang 1991 wurde von der Heinrich-Böll-Stiftung ein umfangreiches Reform-Gutachten publiziert, das noch von der letzten Bundestagsfraktion der Grünen bestellt worden war: "Entstaatlichung und Veröffentlichung. Die Hochschule als republikanischer Ort. Eine neue Hochschulpolitik: ökologisch, demokratisch und sozial." Die Autoren sind der Präsident der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, Michael Daxner, der ehemalige Kanzler dieser Universität und jetzige Präsident der Universität Hamburg, Jürgen Lüthje, sowie Henning Schrimpf, der damalige Justitiar der Oldenburger Universität. Das Themenfeld des Gutachtens hat inzwischen durch die Einführung erster Modellversuche mit einer partiellen "Finanzautonomie" von Universitäten und Fachhochschulen in einigen Bundesländern und die Weiterführung der öffentlichen Diskussion um "Mehr Wettbewerb und weniger Bürokratie an den Hochschulen" an Aktualität gewonnen.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.