Ein Beitrag zur allmählichen Aufhebung der Diktatur der Gegenwart über die Zukunft
Inflationär zitiert wird die "Politikverdrossenheit" - konkrete Vorschläge hingegen, wie Unlust in aktive Partizipation zu wenden sei, gibt es wenige. Ein beliebtes Rezept ist, politische Handlungsdefizite durch strukturelle Veränderungen im Regelwerk der politischen Repräsentation zu beheben. Diese Strategie ist im Vorfeld der anstehenden Verfassungsreform in umfassenden Konzeptionen plebiszitärer Erneuerung diskutiert worden, aber auch punktuelle Beiträge bahnen sich ihren Weg in die Öffentlichkeit. So sind, ausgehend von der Analyse, daß die Interessen der nächsten Generation nur mangelhaft vertreten werden, u.a. Variationen eines "Familienwahlrechts" angeregt worden, bei dem Eltern zusätzliche Stimmen erhalten sollen. Der nachstehende Beitrag versucht, jenseits von familienideologischer Voreingenommenheit, aus diesen Vorschlägen einen rationalen Kern herauszuschälen und die Möglichkeiten und Konsequenzen eines mittelbaren, politisch institutionalisierten Kinderwahlrechts durchzuspielen. Der Autor, Studienleiter an der Evangelischen Akademie Bad Boll, wird dort vom 15. bis 17. Oktober d.J. eine Tagung mit dem Thema "Zukunft wählen - Zusatzstimmen für die Eltern?" leiten.