Der Kontinent zwischen Chaos und Pax Africana
Immer neue Nachrichten über Unfrieden und Unsicherheit prägen das von den Medien gepflegte "katastrophische Afrikabild": Armut, Despotismus, Kriege, Hunger und Flüchtlingselend sowie Aids und Stammesfehden machen Afrika zu einem Synonym für Sozialkatastrophen und wirtschaftliche Unterentwicklung und scheinen die zivilisatorische Rückständigkeit des Kontinents zu bestätigen. Dieses Bild vom "Chaos Afrika" suggeriert, daß die Region südlich der Sahara eine wabernde Konfliktmasse ist, aus der heraus sich immer neue Konflikte nach immer gleichem Muster entzünden 1). Afrika ist jedoch kein monolithisches Gebilde, sondern ein Kontinent, der sich aus unterschiedlichen Welten zusammensetzt, die weiter auseinanderliegen als Sizilien und die Shetlands.
Als heterogener Kulturraum, als Ort historischer und gesellschaftlicher Ungleichzeitigkeiten ist Afrika noch kaum entdeckt. Der umgekehrten historischen Wahrnehmung, dem eindimensionalen Blick auf das "Chaos Europa", entspräche es etwa, das Blutvergießen in Nordirland, die Wirrnisse in Rußland und die Schlächtereien auf dem Balkan in eins zu setzen. Die Vorstellung vom "Chaos Afrika" ist eine nachkoloniale Obsession.