Es ist schon ein symbolischer Akt, wenn das Zentralorgan der deutschen Bourgeosie, die "Frankfurter Allgemeine", eine Serie unter dem Titel "What's right?" nicht von Joachim Fest, Henning Ritter oder einem großen rechten Professor abschließen läßt, sondern von einem Politiker, von Wolfgang Schäuble. Das signalisiert zweierlei: Den Schwenk Schäubles vom Manager Kohls zum Ideologen der Rechten - und den Schwenk des FAZ-Feuilletons von Nolte zu Schäuble. Schäuble, der realistische, kaltschnäuzige, nüchterne Advokat hat sich zum Strategen und Hydrauliker entwickelt, zum Symbol-Produzenten und Tonangeber. Und die FAZ hat gemerkt, daß das lockere Spiel mit den Provokationen der Noltes, Rortys, Derridas dem Ernst der Lage nicht mehr gerecht wird.
Die Luft in der deutschen Zweidrittelgesellschaft wird eisenhaltig. Wer bei rund fünf Millionen de-facto-Arbeitslosen einen Konsolidierungskurs ohne Gerechtigkeit durchhalten will, darf nicht allzu viele Angriffsflächen bieten. Also muß die Front begradigt werden. Das ist im Gang. Auch Schäuble selbst hat das gemerkt; dieser badische Nachtvogel hat scharfe Augen - und kann lautlos fliegen.