Über den modernitätstypischen Zusammenhang von Kritik, Krise und autonomer Subjektivität
In den 80er Jahren waren die Soziologie und die Sozialphilosophie im öffentlichen Bewußtsein abgemeldet. Das Bewußtsein war von der neuen Dynamik und explosiven Kraft eines kapitalistischen Wachstums gebannt, mit dem niemand mehr gerechnet hatte in einer Zeit, in der das Wort "Spätkapitalismus" in aller Munde und Ausdruck einer reformistischen, bis weit nach links geöffneten, kulturellen Stimmungslage war. Mit dem "Spätkapitalismus" - übrigens keine Erfindung der Linken, vielmehr ein der deutschen Soziologie seit Sombart geläufiger Ausdruck - verschwanden in den 80er Jahren auch die "Krise" und die "Gesellschaft" aus dem Selbstverständnis der westlichen Gesellschaft. Die Gesellschaft schien sich buchstäblich zu individualisieren, und das Dauerbewußtsein der "Krise", das die Moderne seit Anbeginn begleitet, wurde abgelöst durch den postmodernen Widerstreit des individualisierten Selbstbehauptungsoptimismus mit einem diffusen, ökologisch-pazifistisch gestimmten Unbehagen an der Fortschrittskultur.
Das Verschwinden der Gesellschaft im Risikodiskurs
Einem einzigen soziologischen Buch ist es in den 80er Jahren gelungen, dem Begriff der "Gesellschaft" noch einmal etwas von der alten zeitdiagnostischen Kraft zurückzugeben und ihm Raum im öffentlichen Bewußtsein zu verschaffen. Ulrich Becks R i s i k og e s e l l s c h a f t 1).