Ausgabe Dezember 1994

Machtwechsel in Bulgarien?

"Wir haben zwar knapp, aber für immer gewonnen". Diese Parole gab die in der antikommunistischen Union der Demokratischen Kräfte (UDK) vorherrschende Stimmung wieder, nachdem dieses Rechtsbündnis bei den letzten Wahlen im Oktober 1991 34,36% der abgegebenen Stimmen erhalten hatte, 1,2 Prozentpunkte mehr als die Bulgarische Sozialistische Partei (BSP). Bald schon mußte die UDK jedoch erkennen, daß es bei Demokratie um Mehrheiten geht und was knapp ist, auch knapp bleibt. Nach einem Jahr an der Regierung hat sie die parlamentarische Unterstützung der zwei anderen Parteien, der Bewegung für Freiheiten und Rechte (BFR) und der Partei der ethnischen Türken sowie einiger Abgeordneten aus den eigenen Reihen verloren und mußte zurücktreten.

Damit ergaben sich neue Konstellationen im parlamentarischen Raum. Die vorher so knapp unterlegene Sozialistische Partei wurde zur stärksten Fraktion und die Zahl der UDK-Abgeordneten sank von 110 auf 80. Mit den Stimmen der BFR wurde eine "Regierung der Fachleute" unter dem parteilosen Abgeordneten Ljuben Berov ins Leben gerufen. Sie stützte sich auf eine "dynamische" Mehrheit von Abgeordneten aus der BSP, der BFR und ehemaligen UDK-Abgeordneten, die sich von ihrer Partei gelöst und neue Fraktionen gebildet hatten.

Dezember 1994

Sie haben etwa 16% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 84% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema