Kommunale Kulturpolitik zwischen Verwaltungsreform und Finanzknappheit
1. So schlimm war es noch nie...
Die gegenwärtige Krise der kommunalen Finanzen aktualisiert für die Kulturpolitik der Kommunen (die mit den Stadtstaaten zusammen immerhin fast zwei Drittel der öffentlichen Kulturausgaben aufbringen) einen Trend, der sich in einer Stadt wie Frankfurt am Main schon vor einigen Jahren andeutete. Boom und Krise der kommunalen Kulturpolitik folgten in dieser Stadt rasch aufeinander 1). Zum Ende der 80er Jahre schon begann dort jener kulturpolitische Konsens zu bröckeln, der sich vorher auf den Standortfaktor Kultur und auf die Selbstinszenierungsbedürfnisse der prosperierenden Schichten der "Neuen Urbanen" stützte: Wohnraum, Stadtökologie und soziale Pazifizierung schienen jetzt als Standortfaktoren und für die Zukunftsfähigkeit der Kommune wichtiger als Kultur. Bei den einst gefeierten "neuen Freunden" der Kultur wurde rasch die Spreu vom Weizen getrennt. Nur bei den "in der Wolle gefärbten", jenen in der eigenen Lebenspraxis eng mit den Qualitäten und Lebenswerten des Kulturellen vertrauten "Kulturfreaks", hielt die Sympathie.
Vor 11 Jahren klagten die Kommunen und insbesondere die Kulturverwaltung en schon einmal über eine Finanzkrise, die freilich längst nicht das Ausmaß der aktuellen besaß.