"Wir haben Italien geschaffen", erklärte der Staatsmann Massim d'Azeglio anläßlich der Einigung des Landes im 19. Jahrhundert. "Nun müssen wir Italiener schaffen." Wie Italien, so Südafrika. Hatten die ersten demokratischen Wahlen im April 1994 das Neue Südafrika ins Leben gerufen, bestand an Neuen Südafrikanern akuter Mangel. Auch nach dem Ende der Apartheid blieb das Land in vielerlei Hinsicht geteilt. Zum Beispiel in puncto Nationalhymne. Bei offiziellen Anlässen spielt die Kapelle zuerst den schwarzen Choral Nkosi Sikelel' iAfrika ("Gott segne Afrika") und dann das Burenlied De Stem ("Die Stimme"). Auf unzähligen Konferenzen, Seminaren und Workshops wurde darüber debattiert, wie man am Kap der Guten Hoffnung am besten das nation-building vorantreiben könne.
Die Vorschläge reichten von Akademisch-Abstrusem bis zu Ideologisch-Orthodoxem. Zu den wenigen Vehikeln, die keine Erwähnung fanden, zählte Rugby. Dies war nicht weiter verwunderlich. Rugby galt als exklusiver Sport der Weißen im allgemeinen und der Buren im besonderen. Ihm haftete das Stigma an, das offizielle Ballspiel der Apartheid zu sein. "Auf Robben Island", erinnert sich Mandela an seine Jahre auf der Gefängnisinsel vor Kapstadt, "haben wir beim Rugby immer den Gegnern Südafrikas die Daumen gehalten.